„Wer Gesetze, Ordnung, Tugend und Religion liebt und zur Richtschnur nimmt, der ist weise!“
Diese These formulierte der Markgraf, später Kurfürst und zuletzt Großherzog von Baden, in
seiner berühmten „Antwort auf die Danksagungen des Landes nach Aufhebung der Leibeigen-
schaft 1783“, die er drucken und überall in Baden verteilen ließ. In diesem Grundsatzpapier
postulierte er auch, dass „Titel, Rang, Reichtum u.s.f. nur alsdann Ehre (machen), wenn sie Folgen
edler Handlungen sind.“
Johann Peter Hebel teilte diese Auffassung seines Landesherrn. Auch für ihn lag das „Glück
des Weisen“, so der Titel eines Aufsatzes, der sich in seinem Nachlass befand, „nicht in den
Goldkisten, nicht in dem Adelsbriefe, nicht in dem schäumenden Pokal, sondern im ruhigen zur
Freude rein gestimmten Herzen. Wer mit einer Brust voll ungeziemter brennender Leidenschaft
seine Ruhe im Reichtum oder in dem Stande sucht, findet sie nie. Er hat eine Million gehäuft,
und findet sie noch nicht. Er ist aus dem Staube in die Ratsstube, in das Kabinett des Fürsten,
an die Spitze einer Armee, auf den Thron gestiegen. Immer höher und nie erreichbar stieg sie
vor ihm auf, je höher er selber stieg. Selbst auf dem Thron sitzt sie nur für den, der sie auf den
Thron mitbringt.“
An vielen Themenkomplexen Vernunft und Religion, Wissenschaft und Ökonomie, Aufklärung
und Ethik, Reformpolitik und Dialogkultur werden weitgehende Übereinstimmungen in den
weltanschaulichen Grundsätzen von Karl Friedrich und Johann Peter Hebel verdeutlicht.
Es zeigt sich, dass der Dialog als wesentliches Strukturmerkmal sowohl von Hebels
„Beispielgeschichten“ als auch von Karl Friedrichs Regierungsverständnis angesehen werden kann.
Derzeit aktuelle Forderungen im Hinblick auf „Politikverdrossenheit“ wie z.B. Bürgerbeteiligung
oder „Politik des Zuhörens“ spielten bereits vor 200 Jahren im Denken und Handeln dieser beiden
von der Aufklärung geprägten Persönlichkeiten die entscheidende Rolle
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