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Matinee zur Stadtgeschichte: Referent Wolfgang Schumacher gibt Einblick in die Notwendigkeit, den Tod durch Rituale anzuerkennen. PZ-Foto:Brückner
PFORZHEIM. „Tod, Begräbnis und Totengedenken“ unter diesem Titel hat Wolfgang Schumacher von der Löblichen Singergesellschaft von 1501 verschiedene Aspekte der Beziehung von Leben und Tod beleuchtet.
Der Vortrag in der Aussegnungshalle des Hauptfriedhofs untermalte der Chor Capella Sagittariana
unter Leitung von Klaus Bühler. Obermeister Frank Hirschfeld wies auf die Notwendigkeit hin, die Geschichte der Löblichen immer wider neu zu beleuchten.
Der Vortrag am Totensonntag beschloss eine Veranstaltungsreihe zum Humanisten Johannes Reuchlin.
Erschütterung und Faszination
Schumacher widmete sich in seinem einstündigen Vortrag zunächst der Frage nach der Besonderheit des Menschen. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das sich den aufrechten Gang angeeignet habe, das das Feuer zähmte und der Sprache mächtig sei. Der Mensch sei das einzige Wesen, das sich der Ewigkeit bewusst sei. „Er allein begreift das Ende der Zeit, den Tod.“ Der Tod fasziniere den Menschen,
erschüttere ihn aber auch im Innersten. Keinem Lebewesen stünden so viele Todesarten zur Verfügung, angefangen von den natürlichen Ursachen wie Altersschwäche bis hin zu Krebs, Vierenerkrankungen und Suizid. Letzteren Weg beschritten jährliche mehr Menschen, als bei Verkehrsunfällen umkämen.
Die Rituale des Waschens, Aufbahrens und Überführens zur letzten Ruhestätte hält Schumacher für notwendig, um dem Abschied ein würdevolles Gesicht zu verleihen. Durch den gesellschaftlichen Wandel hin zur Anonymität und Individualität verkomme aber das Begräbnis oftmals zu einer Billiglösung, etwa wenn Särge ihre Reise nach Tschechien antreten würden, weil dort die Bestattung günstiger sei.
„Die Grabkultur ist dem Individualismus ausgeliefert,“ sagte Schumacher.
Frage nach den Gründen.
Das rein ritualisierte Totengedenken mit Blick auf die Verstorbenen im Zweiten Weltkrieg nannte der Referent nicht sinnvoll. Nötig sei vielmehr nach den Gründen zu fragen, damit sich etwa der Massenmord an den Juden in anderen Ländern und für andere Völker nicht wiederhole. Totengedenken schärfe das Bewusstsein für Demokratie und es fungiere als Selbstschutz, um verbale Brandstifter an den Pranger zu stellen. Schumacher plädierte in seinen Ausführungen für den bewussten Umgang mit den eigenen Wurzeln, um über den eigenen Tod hinaus in die Ewigkeit zu schauen.
Text: Martina Schaefer, PZ
Mit freundlicher Genehmigung der Pforzheimer Zeitung
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