Pforzheim, das in einer im Jahr 1195 erlassenen Verfügung des Pfalzgrafen Heinrich erstmals als "universitas" bezeichnet wurde, also Stadtrechte besaß, breitete sich erst im Lauf des 14. Jahrhunderts außerhalb seines ursprünglichen Mauerrings aus. Noch 1365 wird das an der Südwestecke gelegene Dominikanerinnenkloster als "außerhalb der Stadtmauer von Pforzheim befindlich" bezeichnet.
Jenseits der Enz entstand die Vorstadt Au, die Heimat des Flößereigewerbes. Die Brötzinger Vorstadt schloss sich dem westlichen Mauerzug an. Um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert gilt die Entwicklung als abgeschlossen. Seit dieser Zeit begegnet man der Formulierung "Schultheiß, Richter, Rat und die Bürger der Altenstadt und der Vorstädte."
Ein Verwaltungszentrum
Die Vormachtstellung innerhalb der badischen Markgrafenschaft blieb Pforzheim auch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gewahrt. Im Rahmen der auf Bernhard I (gestorben 1431) zurückgehenden Ämtereinteilung war die Stadt Verwaltungszentrum des Amtes Pforzheim, das damals allerding nur Büchenbronn, Dietlingen, Ellmendingen, Eisingen, Huchenfeld und einen Teil von Niefern umfasste.
Am 8./9. August 1418 weilte Kaiser Sigismund bei Bernhard I. in Pforzheim. Man erfährt bei dieser Gelegenheit von der markgräflichen Münzstätte. Der Kaiser ernannte Jakob Broglin, Münzmeister zu Pforzheim und Bois von der Winterbach auf fünf Jahre zu Münzmeistern in Frankfurt und Nördlingen und den Markgrafen zu ihrem Schirmer.
Glänzende Festtage
Unter Jakob I. (1431 bis 1453) erlebte Pforzheim die glänzendsten Festtage seiner Geschichte, als am
15. Juli 1447 mit Turnier und Tanz die Hochzeit des jungen Markgrafen Karl mit Katharina von Österreich, einer Schwester von Kaiser Friedrich III., gefeiert wurde.
Aber schon bald meldeten sich die Zeichen des Niedergangs. Karl I. (1453 bis 1475), der infolge der für ihn unglücklichen Pfälzer Fehde im Jahr 1463 Schloß und Stadt Pforzheim dem Pfälzischen Kurfürsten zum Lehen geben musste, war der erste, der deutlich von Pforzheim weg und nach Baden-Baden tendierte, wo er den Ausbau des neuen Schlosses begann. Christoph I. (1475 bis 1533) haben Baden-Baden dann als ihre Residenz betrachtet.
Zwar erteilte Christoph I. in der 1491 für Pforzheim erlassenen "Ordnung und Polizei" der Stadt das höchste Lob. Sie sei "in unserem Fürstentum der Markgrafschaft ein merkliches Glied, und zum Handel und Wandeln am besten gelegen". Aber Baden-Baden erklärte er 1510 für die "erste und fürnehmste" seines Landes. Die Erbteilung des badischen Landes im Jahr 1535 schien für einige Jahrzehnte diese Entwicklung aufhalten zu wollen. Pforzheim wurde Residenz der Ernestinischen Linie und Markgraf Ernst (gestorben 1553) machte die Schloßkirche zur Begräbnisstätte seines Hauses. Aber schon 1565 trat
Karl II. (1553 bis 1577) mit dem Verlegen der Residenz nach Durlach jenen Rückzug in die Rheinebene an, der schließlich mit Karl Wilhelms Karlsruher Stadtgründung (1715) enden sollte.
Der Expansionsdrang des badischen Hauses, der einst unter Hermann V. zur Gründung des neuen Pforzheims geführt hatte, war längst zum Stillstand gekommen. Und die Politik Ernst Friedrichs (gestorben 1604), der 1595 die Ämter Besigheim und Mundelsheim an Württemberg verkaufte, zudem 1603 Altensteig und Liebenzell gegen Malsch, Langensteinbach und andere Orte tauschte, bezeichnete hier den endgültige Schlussstein.
Berühmte Lateinschule
Die Jahrzehnte, in denen die politische Vormachtstellung Pforzheims zu wanken begann, waren in geistiger Hinsicht der Höhepunkt der Stadtgeschichte. Die berühmte Pforzheimer Lateinschule erlebte ihre Blüte im letzten Viertel des 15. und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Starken Auftrieb scheint das geistige Leben mit der 1460 durch Karl I. erfolgten Gründung des Kollegialstifts an der Schloßkirche erhalten zu haben.
Pforzheims größter Sohn, Johannes Reuchlin (1455 bis 1522), dessen Vater Verwalter bei den Dominikanern war, ist in den 60er-Jahren Zögling der Lateinschule gewesen. Später wurde hier Reuchlins Großneffe, Philipp Melanchthon unterrichtet.
Erster Buchdrucker
Neben Humanismus und Reformation hat sich Pforzheim in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht minder durch den Buchdruck verdient gemacht. Im Jahr 1502 gründete Thomas Anshelm die erste Druckerei.
Der Pforzheimer Bildschnitzer Hans Kern fertigte 1512 das Chorgestühl der Baden-Badener Stiftskirche.
Die Geschichte der Reformation begann mit dem Auftreten des im Sinne Luthers predigenden Johannes Schwebel (1519) in der Heiliggeistkirche. Der Rektor der Lateinschule, Johannes Unger, wurde dann im Jahr 1524 zum Prediger an der Schloßkirche ernannt. Seinem Wirken ist es zuzuschreiben, dass sich Pforzheim in kurzer Zeit fast völlig der neuen Bewegung anschloss.
Als Karl II. nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 den Protestantismus offiziell zur Konfession des Landes erhob, mit dem Auflösen der Klöster begann und ein Jahr später eine Kirchenordnung lutherischer Observanz erließ, wurde in Pforzheim nur ein längst bestehender Zustand festgeschrieben.
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Die Geschichte der Löblichen
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Pforzheim im
16. Jahrhundert
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Älteste erhaltene Ansicht der Stadt Pforzheim. Um 1585 von Doctor Georgius Gadner auf Pergament gezeichnet in der Karte des Wildbader Forstes der Markgrafschaft Baden. Über die Enz führt die Auerbrücke zum Tränktor. Pforzheim ist umgeben von einer Stadtmauer mit Tortürmen, leicht erhöht der Schlossbezirk mit dem Turm der Schloss- und Stiftskirche St. Michael.
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Pforzheims Stadtbild wurde durch Merian 1616 skizziert und 1643 als Kupferstich in "Topographia Germaniae" veröffentlicht.
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Der Bildauschnitt mit dem badischen Wappen stammt aus dem 1509 geschriebenen Lehenbuch des Pfalzgrafen Ludwig V. in dem beschrieben wird, dass Markgraf Christoph I (1453-1527) mit Pforzheim, Badens damals größter und wirtschaftlich wichtigster Stadt, belehnt wurde.
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Markgraf Christoph I.
1453-1527
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Unser Ausschnitt aus dem Titelblatt der 1501 in Straßburg gedruckten Streitschrift Murners, zeigt v.l.: Reuchlin, Hutten und Luther
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